Ernsthaft mit dem Reiten begonnen habe ich 1990. Aber es dauerte 15 Jahre, bis ich den Weg zur klassischen Reiterei fand.
2005 lernte ich auf der Suche nach einer Reitbeteiligung mein Pferd Zascandil und seine damalige Besitzerin, eine Schülerin von Brigadier Kurt Albrecht (ehemaliger Leiter der Wiener Hofreitschule), kennen.
Ich hätte mich eigentlich immer als feinen Reiter eingeschätzt, der nicht mit Kraft reitet und seine Motorik einigermaßen unter Kontrolle hat. In den ersten Unterrichtseinheiten mit Zasca musste ich jedoch ernüchtert feststellen, dass ich für dieses Pferd noch viel zu viel Druck machte.
Mir tat der Hengst unglaublich leid, weil er schon nach 10 minütigem "Locker"-Reiten vor Stress schweißgebadet war. Rückblickend denke ich, dass Zasca's Besitzerin der Reitbeteiligung nur deswegen zugestimmt hat, weil ich den unbedingten Willen hatte, zu lernen, wie ich diesen Hengst so reiten kann, dass er sich wohl fühlt.
Schon nach sehr kurzer Zeit konnte ich meine Reiterei und vor allem mein Gefühl für korrekte Bewegungsabläufe und die Reitereinwirkung enorm verbessern, wodurch auch hohe Lektionen in greifbare Nähe rückten. Das Gefühl, dass ein Pferd mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit scheinbar den bloßen Gedanken des Reiters folgt, war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis und auch heute noch bin ich regelrecht süchtig danach.
Nachdem ich Zasca 2007 übernommen und den Stall gewechselt hatte, nahm ich Unterricht bei einer langjährigen Schülerin von Philippe Karl und kam so in Kontakt mit der französischen Légèreté (Leichtigkeit). Abkauübungen, Flexionieren und das Trennen der Reiterhilfen waren für mich absolutes Neuland. Aber Zasca hatte keinerlei Probleme, sich darauf einzulassen. Dadurch wurde mir bewusst, wie logisch dieses System offenbar für ein Pferd ist, wenn die neuen Anforderungen auf Anhieb verstanden und umgesetzt werden. Das Gefühl, dass dieser Weg richtig ist, machte es für mich auch erheblich leichter, die schiefen Blicke anderer Stallkollegen zu ignorieren, die mehr als einmal den Kopf geschüttelt haben über meine "komische Reiterei".
2009 war ich jedoch gezwungen, mich erneut reiterlich umzuorientieren, da Zasca seitdem gebisslos geritten werden musste und das Lösen des Kiefers mittels Einwirkung über das Gebiss - das ich nun nicht mehr nutzen konnte - elementar für das System der Légèreté ist. Auf der Suche nach meiner neuen Orientierung erntete ich viele Absagen von Trainern, die sich außer Stande sahen, ein gebisslos gerittenes Pferd zu trainieren. Erst von Klaus Schöneich bekam ich die Antwort, dass sein System - das Anatomisch richtige Reiten (ARR) - auch für solche Pferde anwendbar sei. Mein Interesse war geweckt. Ich besuchte Kurse und versuchte, das Gesehene im heimischen Stall umzusetzen. Sicher hat nicht alles 100%ig geklappt, aber ich konnte schnell eins merken: Mein Pferd entwickelte einen Rückenschwung, der mir bis dahin fremd war. Daher begann ich 2011 bei Familie Schöneich meine Ausbildung zur Schiefen-Therapeutin ARR und habe meine Prüfung 2013 erfolgreich abgeschlossen. Nach wie vor fasziniert mich nicht nur die positive Entwicklung der Pferde, die nach diesem System gearbeitet werden, sondern auch der ganzheitliche Aspekt. Anders als bei allen anderen Reitweisen, mit denen ich mich zuvor beschäftigt habe, geht es hier nicht nur um das Training der Pferde an der Longe und unterm Sattel, sondern es wird stets das gesamte System Pferd berücksichtigt, inklusive Ausrüstung, Hufbearbeitung und Zahnbehandlung.
Trotzdem schaue ich immer weiter über den Tellerrand und bleibe offen für andere Lösungswege.
Durch die unterschiedlichen Einflüsse lernte ich im Laufe der Zeit unterschiedliche Techniken und Arbeitsansätze kennen, die ich heute je nach Bedarf kombinieren kann, um einem Pferd-Reiter-Paar optimal zu helfen.