Mein Weg zum Unterrichten


Die ersten "Opfer", die ich unterrichtete, waren eine Freundin und ihr Wallach. Wir hatten eigentlich bei demselben Reitlehrer (Ausbilder bis Grand Prix) Unterricht, aber sie bat mich damals (das war 2003) darum, "ein wenig nach ihr zu schauen". Ihre Bitte erstaunte mich, und noch mehr war ich über ihr Feedback nach ein paar Stunden verwundert, als sie mir sagte, sie würde bei mir viel mehr aus dem Unterricht mitnehmen als bei unserem gemeinsamen Trainer.

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht im Traum daran, wie sich das Thema Unterricht ein paar Jahre später weiterentwickeln würde.

In den kommenden Jahren gab ich gar keinen Unterricht mehr. Dies änderte sich erst 2007 als mich meine damalige Reitbeteiligung ansprach, ob der Unterricht keine Option für mich wäre, mir ein Zubrot zu verdienen. Und so ging ich auf Schülersuche.
Im Laufe der Zeit baten mich immer mehr Leute um Unterstützung. Und immer öfter waren Reiter dabei, die schon mehrere Trainer erlebt hatten. Doch diese konnten bei den vorhandenen Problemen nicht helfen, da sich die altbekannten Methoden hier als wirkungslos und damit unbrauchbar erwiesen.

Vor allem diese speziellen Fälle sind es, die den Unterricht für mich besonders spannend machen. Denn es ist meine Aufgabe, das richtige Konzept für jedes Pferd-Reiterpaar zu finden, was gerade bei einschlägigen Negativerfahrungen nicht einfach ist.

Besonders ans Herz gewachsen sind mir während meiner Zeit als Ausbilder meine Schülerin Lina und ihr kleiner Norweger Merlin. Als ich die beiden kennen lernte, war Merlin einseitig so steif, dass er in der Volte an der Hand fast auf mich drauf fiel. Der Linksgalopp war nicht mehr vorhanden und ich sollte dem Pferd quasi das Laufen neu beibringen. Damals hatte ich ernsthafte Zweifel, ob ich hier nicht an meine Grenzen stoßen würde. Es macht mich heute ein bisschen stolz, sagen zu können, dass Merlin inzwischen keinerlei Probleme mit dem Linksgalopp mehr hat, Seitengänge beherrscht und nun langsam beginnt, Geschmack an der Piaffe-Arbeit zu bekommen.

Meine Tätigkeit als Reitlehrerin vergleiche ich heute am Liebsten mit der eines Übersetzers: Ich übersetze dem Menschen, was das Pferd ausdrückt und helfe ihm wiederum, sich dem Pferd so mitzuteilen, dass es ihn verstehen kann.
Das ist in jeder Stunde eine neue Herausforderung an mein Können, aber dies macht das Unterrichten letztlich für mich so reiz- und wertvoll.