Zoe A. Friesenstute, geb. Mai 2000


Zoe ist eine 10 jährige Friesenstute, im modernen Typ, Stockmass 1,65m
2 jährig haben meine Mutter und ich sie in Holland gekauft - direkt von der Koppel weg, absolut roh in allen Bereichen. Hufe geben, angebunden sein, geputzt und geführt zu werden, all das kannte sie nicht.

Meine Mutter hatte und hat keinerlei Ambitionen im "Kreis" zu reiten - so nennt sie die Arbeit auf dem Platz. Von vorneherein war klar, sie geht nur ins Gelände und die Vorarbeit dazu wurde mir übertragen.

Als Zoe bei uns einzog, war sie klein und schmächtig mit Ausnahme ihres Kopfes, der war groß, sehr groß und bot Platz für allerhand eigene Ideen. Sie kannte schlichtweg gar nix und ich musste bei Null anfangen. Bis ich ihr erklärt hatte, dass Hufe geben kein Todesurteil ist, geputzt zu werden kein Grund ist in alle Richtungen zu beißen oder Wasser nicht weh tut, hat es eine ganze Weile gedauert.

Als das soweit durch war, habe ich angefangen sie an Sattel und Trense zu gewöhnen, war mit ihr spazieren, habe Bodenarbeit gemacht und sie so langsam angefangen an mich im Sattel zu gewöhnen.
Bis dahin verlief alles recht problemlos...

Mein reiterliches Können war aber nicht soweit ausgeprägt, dass ich mir zugetraut hätte, sie alleine anzureiten. Wir haben dann einen Stallwechsel hinter uns gebracht und im neuen Stall war eine Reitlehrerin, die mir gleich anbot, zu helfen. Sie fing dann an, Zoe zu (be)arbeiten und leider habe ich zu spät realisiert, dass da so ziemlich alles falsch lief, was nur falsch laufen konnte. Diese Frau war ungerecht und hat Zoe gnadenlos überfordert.

Wenn ich heute daran zurückdenke, könnte ich mir in den Hintern beißen, das erlaubt zu haben. Das Ergebnis war ein grottenfaules, unzufriedenes Pferd, das sich gerne aufgerollt hat.

Von da an bin ich erstmal alleine weitergeritten, bis ich mitbekommen habe, dass Arlette bei uns auf dem Hof Reitstunden gibt. Ich war skeptisch, aber zugleich dringend auf Hilfe angewiesen und so habe ich sie gefragt, ob ich bei ihr mal mitreiten darf. Mit dem festen Vorsatz, sofort die Örtlichkeit zu verlassen, wenn es wieder in die Richtung "hau drauf" geht, bin ich auf dem Platz zur vereinbarten Zeit erschienen und werde das auch weiterhin tun.

Gut ein Jahr ist jetzt vergangen. Mein Pferd, das bis dato gerne mal dicht gemacht hat aus Überforderung, arbeitet gut mit, ist motiviert und hat Fortschritte gemacht. Im Grunde haben wir bei Null angefangen, aber diesmal hatte und hat alles Hand und Fuß und dadurch steigt der Spaßfaktor bei uns beiden.

Für mich war auch alles Neuland und auch heute noch ertappe ich mich desöfteren dabei, dass mir mein Körper nicht so gehorchen will: Hand hier, Schulter da, Gerte dort...alles nicht so einfach, aber wenn ich mich dann mal sortiert habe nach Anweisung, ist es wie ein Wunder...das Pferd reagiert - ohne große Anstrengung. Darüber mögen manche lachen, aber für mich ist das echt wie Weihnachten und Ostern zusammen...all die Jahre habe ich immer wieder gehört: Hau ihr eine, stech sie mal an usw.. Druck ohne Ende und auf einmal bewegt sich mein Pferd mit wenig Aufwand in die Richtung, die ich will...nicht immer, aber immer öfter und vor allem immer schneller. Und wenn ich mal eine Frage habe, weil ich nicht verstehe, warum, wieso und weshalb wir daran arbeiten müssen, bekomme ich sofort eine genaue Antwort, die mir immer wieder zeigt, wie wenig ich weiß und wie viel Arlette mir vermitteln kann - aber ich bleibe dran;-)

Vor uns liegt noch ein weiter Weg, keine Frage, aber mit Arlette an der Seite werden wir noch ein ganzes Stück vorankommen und das mit Spaß und Freude, ohne Überforderung und nur das zählt für mich.

Der angenehme Nebeneffekt unserer Arbeit ist eine wesentlich entspanntere Zoe im Gelände. Während meine Mutter früher ihre liebe Mühe hatte sie zu bändigen, läuft sie heute wie ein Uhrwerk draußen...ich nehme an, dass sie ihrer angestauten Spannung vom damaligen Reitunterricht, einfach freien Lauf gelassen hat...wohin mit all der Ungerechtigkeit und unfairen Behandlung? Klar... buckeln - rennen- erschrecken...all das gibt es heute nur noch ganz selten und ist dann unter Freude zu verbuchen.

Wir werden so weitermachen, soviel steht fest.
Danke Arlette!!

Datum: Oktober 2009