Vortrag in Rödermark


Wir, eine Gruppe Schüler von Arlette Magiera, durften uns ihren wunderbaren Vortrag zum Thema "Das Vorwärts - abwärts: Allheilmittel oder Risiko in der Pferdeausbildung?" anhören.

Was wir unter vorwärts/abwärts verstehen, fragte uns Arlette zu Anfang. Danach führte sie uns mit einer gängigen Definition des "Vorwärts - abwärts" in ihren 60-minütigen Vortrag:

"Unter Vorwärts-abwärts wird eine Haltung des Pferdes verstanden, bei der es in der Oberlinie eine entspannte Dehnungshaltung einnimmt. Vorwärts-abwärts werden Pferde vor allem zu Beginn oder am Ende einer Trainingseinheit geritten, da sie so die Balance besser halten können und sich die für das Tragen eines Reiters benötigte Rückenmuskulatur ausbilden kann."

Arlette analysierte jeden Bestandteil dieser Definition auf ihre Richtigkeit, es wurden Fehler und Missverständnisse dargelegt. Zum Beispiel tendieren viele Pferde dazu, auf die Vorhand zu kommen. Dies sollte nicht der richtige Weg sein.

Zwei Zuhörer stellten sich als Pferdemodelle zur Verfügung. So konnte die Widersprüchlichkeit einiger Aussagen der am Anfang des Vortrages vorgestellten Definition dargestellt werden. Es wurde veranschaulicht, dass "entspannte Dehnungshaltung" und "Aufbau benötigter Rückenmuskulatur" in dem Zusammenhang nicht richtig sein können, da durch Dehnung keine Muskeln aufgebaut werden. Bänder kann man nicht wie Muskeln trainieren. Sie leiern bei ständiger Überdehnung aus.

Erstaunlich ist, dass diese biomechanischen Zusammenhänge oft nicht korrekt interpretiert werden!

Außerdem wurde auf die Entstehung des "Vorwärts - Abwärts"-Reitens eingegangen, sodass wir eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der alten Reitmeister machen durften. Von Antoine de Pluvinel in der Renaissance, über François Robichon de la Guérinière in Zeiten des Barock bis zu Gustav Steinbrecht, der im 19. Jahrhundert während der Kampagnenreiterei das "Vorwärts - abwärts" zum ersten Mal erwähnte und es in der Basisausbildung von Kampagnenpferden weiter ausbaute. Steinbrecht und Guérinière wussten, dass ein Pferd verspannt, wird es in schädlicher Haltung an den Zügel geritten. Dies hat mit Reiten in Dehnungshaltung oder vorwärts-abwärts reiten nichts gemeinsam. Auch Francois Baucher, der ebenfalls im 19. Jahrhundert eine Methode beschrieb, bei der sich der Hals des Pferdes kurzzeitig stark zur Seite dehnt, brachte neue Erkenntnisse zu Vorschein um die Beweglichkeit des Pferdes für Seitengänge und Wendungen zu fördern.

Zu guter Letzt erzählte uns Arlette von einem Versuch. In dem Projekt wurden drei Versuchspferde vorgestellt. Die Ausgangsfrage belief sich darauf, ob man eine Veränderung der Position des Widerristes messen kann, wenn das Pferd seinen Hals in verschiedenen Positionen hält. In diesem Zusammenhang war interessant zu erfahren, dass sich der Widerrist der Pferde unter dem Reitergewicht senkt, alle Pferde wurden mit einem geringeren Stockmaß gemessen als ohne Reiter.

Unser Ziel ist also, das Pferd mit angehobener Schulter und angehobenem Brustkorb vowärts-abwärts zu reiten. Dies ist nur mit sehr gutem Muskeltraining realisierbar.

Für uns alle war dieser Vortrag sehr lehrreich und hat zum Nachdenken angeregt. Ein riesiges Dankeschön an Arlette, wir freuen uns auf weitere Vorträge und Lehrgänge mit dir!