Calle, Hannoveraner geb. 2001


Calle ist ein Hannoveranerwallach, geb. 2001, den ich nun seit März 2009 besitze. Er hatte in 2006 eine schwere Sehnenverletzung vorne rechts, wodurch er sich zusätzlich zu seiner natürlichen Schiefe noch eine Schonungshaltung angeeignet hat und somit "doppelt schief" ist. Nach einer langen Behandlungszeit und weiteren folgenden Krankheiten stand er ein gutes Jahr zur "Reha" auf der Koppel und wurde dann ab August 2008 wieder antrainiert. Seine doppelte Schiefe äußerte sich dabei so, dass er sich sehr schlecht nach rechts biegen ließ und rechts gar nicht auf Wendungen abbiegen konnte.

Ich reite seit 15 Jahren, habe englisch (FN) angefangen und mir nie wirklich Gedanken gemacht, ob dies das Richtige für mich und mein Pferd ist. Im August 2009 wechselte ich dann zu einer Westerntrainerin und wurde anderen Reitweisen gegenüber offener und interessierter. Wir machen seitdem gute Fortschritte. Calle hat gelernt, sich selbständiger zu bewegen und zu tragen, ist feiner an den Hilfen geworden und hat sichtlich Spaß an der Arbeit bekommen. So haben wir seine Defizite gut in den Griff bekommen. Allerdings ist er durch das Training nie wirklich gerade geworden und hatte weiterhin Probleme beim Biegen. Hier war die immer noch unterschiedlich ausgeprägte Muskulatur nicht gerade hilfreich.

Durch eine Stallkollegin bin ich Anfang 2010 auf Arlette aufmerksam geworden. Ich habe mir einige Unterrichtsstunden angesehen, wobei ich anfangs skeptisch war. Der ungewohnte gedrehte Sitz und die hohe Hand waren mir erst suspekt. Dann haben mich aber die Fortschritte meiner Stallkollegin überzeugt und ich habe mich entschieden, eine Probestunde zu nehmen. Ich dachte, dass die Arbeit an der Schiefe des Pferdes auch Calle mit seiner Vorgeschichte gut tun könnte.

Wir begannen mit der Arbeit vom Boden, um Calle auf die Arbeit unter dem Sattel vorzubereiten. Arlette machte sich erst ein Bild von Calle und fragte nach Infos zu seiner Vorgeschichte und seinem Ausbildungsstand. Dann ging es mit Abkauübungen und Stellen und Biegen im Stand und später im Schritt los. Als die Übungen vom Boden aus gut klappten, sollte ich reiten und die Arbeit von oben fortführen. Mittlerweile haben wir uns bis zum Trab vorgearbeitet und Calle macht gute Fortschritte. Er lernt, sein Gewicht mehr auf die Hinterhand zu verlagern und so die Vorhandlastigkeit und die daraus resultierende Schiefe zu verbessern. Dadurch ist er auch reaktiver am Bein geworden und seine Bewegungen haben an Losgelassenheit und Dynamik gewonnen. Inzwischen ist es mir immer öfter möglich, mein Bein mal einfach "nur" hängen zu lassen. Dies ist ein völlig neues Gefühl für mich, da ich Calle eigentlich als sehr triebiges Pferd kenne.

Arlette lässt ihren Schüler nie allein (sie läuft nebenher) und lobt sehr viel. Sie erklärt jede Übung, die sie verlangt und hat auf jede Frage eine fundierte Antwort - auch außerhalb der Reitstunde. Schön ist, dass sie dem Pferd Pausen und somit Zeit gibt, über die verlangten Übungen nachzudenken.

Calle hat sich in der kurzen Zeit, in der Arlette mit uns arbeitet, bereits positiv verändert. Seine Muskulatur ist schon gleichmäßiger geworden und durch die Entlastung der Vorhand, vor allem der rechten Schulter beginnt er, gerade zu werden.

Datum: April 2010